gemeindereferentin ingrid mielke

Der Glaube zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.

Geboren wurde ich 1966 in Wilhelmshaven, gleich ein Jahr später folgte meine Schwester, zwei Jahre nach mir die Jüngste. Wir wuchsen wohlbehütet auf und waren brave Kinder. Sonntags gehörte der Gartenausflug mit Kartoffelsalat und Kotelett zum Programm. Den Glauben erlebte ich bei meinen Patentanten, die mit ihren Familien morgens ein Gebet und Betrachtung hielten und regelmäßig in die Kirche gingen. Bei uns zu Hause gab es ein abendliches „Müde bin ich, geh zur Ruh…“.

Mit der Vorbereitung zur Konfirmation änderte sich das: freiwillig und gern ging ich sonntags zur Kirche, die anderen fuhren in den Garten. Ich schwärmte für den Pastor und wollte später Pfarrfrau werden. Nach der Konfirmation durfte ich zur Tanzschule (sehr ungern) und meine Tante nahm mich mit nach Frankreich zu ihren Freunden. Ich entdeckte die Welt des Reisens und die Freiheit des Glaubens. Zwei weitere Jahre begleitete ich meine Schwestern jeden Sonntag, bevor ich dann wieder allein zur Kirche ging. Erstes Mittun ergab sich beim Kindergottesdienst, das machte mir viel Freude.

Neben dem Lesen von Karl-May-Büchern und vieler anderer Mädchenbücher waren Zahlen meine große Leidenschaft. Ich verbrachte Stunden beim Lösen von Gleichungen mit mehreren Unbekannten und bestand die mündliche Mathematikprüfung souverän mit Eins.

1985 stand die Berufsentscheidung an. Lange vorher träumte ich von der Freiheit des Studiums. Mit viel Gebet und Gottvertrauen bekam ich dann bei nur drei Bewerbungen den (finanziell sicheren) Platz bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte zur Verwaltungslaufbahn des gehobenen Dienstes.

Nach den vorherigen Nachhilfejobs in Mathe und Französisch verdiente ich jetzt richtig Geld. Ich war glücklich mit meinem kleinen Zimmer in Berlin und verlebte eine sehr „vernünftige“ Zeit.  Nebenbei bewegte es mich, etwas für andere Menschen zu tun. Meine größten Ängste dabei waren neben den finanziellen Gesichtspunkten die Trennung von liebgewonnenen Personen und Orten, sowie meiner Familie.

Im Dezember 1988 nahm ich an einem Entwicklungshilfeprojekt der Jugendförderung Berlin- Reinickendorf in Burkina Faso teil. Außerdem lernte ich durch die Familie einer Arbeitskollegin die katholische Kirche kennen. Beeindruckt haben mich im Verlauf der Zeit die morgendlichen Frühmessen um 7 Uhr (für mich noch vor der Arbeit) und das Tun hinter den Kulissen, z. B. in der Küche beim Pfarrfest. In dieser Familie erlebte ich das ganze Kirchenjahr mit. Das sprach meine Gefühlswelt an. Ich schwankte zwischen den vernünftigen Seiten des Lebens und dem ungezwungenen Leben. Vieles bedachte ich mit dem Verstand, doch zunehmend mehr vertraute ich auf Gott und meine innere Stimme.

So wurde ich 1991 katholisch, absolvierte nebenberuflich den Theologischen Würzburger Fernkurs und machte die Ausbildung zur Religionslehrerin. Fünf Jahre gab ich an mehreren weiterführenden Schulen katholischen Religionsunterricht, bevor sich die Ausbildung zur Gemeindereferentin anschloss. Gerade fertig und das Erzbistum Berlin war pleite. Zwei meiner größten Befürchtungen wurden gleichzeitig wahr: Ortswechsel und Neuanfang im Erzbistum Köln, hier bei Ihnen in Meerbusch-Büderich im Jahr 2003.

Die Offenheit der Rheinländer kam mir zurückhaltenden Niedersachsin gerade recht. In vielen Arbeitsbereichen der Gemeinde mische ich mit und auf der Straße treffe ich viele Kinder, die mir ein fröhliches „Guten Morgen, Frau Mielke“ zurufen, weil sie mich aus Kindergarten oder Kirche kennen. Ein großer Aufgabenbereich ist die Erstkommunionvorbereitung, die ich seit zwei Jahren übernommen habe. Dort begegne ich vielen Familien und in Gesprächen, Gottesdienst und gemeinsamem Tun finden sich viele Anknüpfungspunkte für mein berufliches Tun. Ich erlebe mich dabei als Wegbegleiter und gleichzeitig immer mehr als Verkünder der frohen Botschaft Jesu. Das Emmaus-Evangelium ist mir dabei wichtig geworden. Nach dem Tod Jesu sind seine Jünger (zu zweit!) unterwegs und begegnen Jesus, den sie zuerst nicht erkennen. Im Gehen erklärt er ihnen, warum das alles so geschehen muss und sie laden ihn zu sich nach Hause ein, um gemeinsam das Brot zu brechen. Daran erkennen sie ihn und sie sagen zueinander: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss“? (nachzulesen bei Lukas, Kapitel 24,).

Wichtig für mein Leben ist mir auch das Pilgern geworden, zuerst mit der Matthias-Bruderschaft nach Trier und dann auf eigene Faust mit einer Freundin nach Santiago de Compostella. Es hat mich verändert, weil ich einerseits mehr über mich gelernt habe und andererseits trotz all meiner Unzulänglichkeit und mit einer Riesenportion Gottvertrauen doch das jeweilige Pilgerziel erreicht habe.

Ein Lieblingsort in der Pfarrgemeinde ist mir die Hildegundiskapelle am späten Donnerstagnachmittag. In der Stille der Anbetung mit einigen Betern gewinne ich die Kraft für mein Tun, kann ich wieder auftanken und es kommen mir gute Gedanken zum Aufschreiben und Weitersagen.

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