
kapelle „maria in der not“
Ein bescheidenes Plätzchen hat sich die Wallfahrts- und Gnadenkapelle „Maria in der Not“ ausgesucht. Viel zu selten verirrt sich jemand hierher und wird überrascht von der Idylle dieses wunderschönen Fleckchens im Ortsteil Niederdonk in Meerbusch-Büderich. Die jedoch, die den Weg hierher einmal gefunden haben, kehren gerne zurück. „Es gibt wohl keine Stunde am Tag, in der Sie die Kapelle leer vorfinden werden“, sagt Pastor Michael Berning. „Zu jeder Tageszeit finden sich hier Beter ein. In der Messe am Mittwochmorgen muss man früh kommen, um einen Platz zu ergattern.“
Mit der Renovierung folgt die Kapelle scheinbar einem Ritual. In der Vergangenheit wurde sie schon öfters wiederaufgebaut, umgebaut oder erweitert. Um ihre Entstehung ranken sich verschiedene Geschichten. Dem Volksmund nach war sie einst eine Einsiedlerklause. Eine andere Quelle datiert ihre Errichtung auf das Jahr 1542, wo sie der Besitzer des naheliegenden Dyckhofes erbaut haben soll. Urkundlich erwähnt ist sie ab dem 17. Jahrhundert als Kapelle zur „Schmerzhaften Mutter“, „Maria in der Not“ oder auch „Piepers Kapellchen“ – woher dieser letzte Name resultiert, ist bis heute ein Rätsel. Kein Rätsel jedoch ist, warum die Kapelle das eigentliche Herz von Büderich bildet, wie schon Kardinal Meisner ihr bescheinigte. Nicht nur verbindet sie die beiden Kirchen St. Mauritius und Heilig Geist miteinander, sie verbindet auch Einheimische mit Besuchern, Fremde mit Anwohnern. Dieser herzliche Charakter bietet jedem den Einstieg in einen Tag der Erholung, einem „Wellnesstag“ für die Seele.
Ziel vieler Pilger ist eine Pietá aus dem 19. Jahrhundert, eine Darstellung Mariens mit ihrem toten Sohn. Sie ersetzt eine ältere Figur, deren Herkunft und Verbleib unbekannt ist. Sie wurde 1677 in einer Urkunde des Generalvikars von Erzbischof Maximilian Heinrich als wundertätig bezeichnet. Wenig später rief Maximilian Heinrich zur Verehrung des Gnadenbildes zur Abwendung von Krieg und Krankheit auf. Der ehemalige Pfarrer Karl-Heinz Köchling schreibt über sie: „In der Kapelle befindet sich das Gnadenbild ‚Maria in der Not‘. Wenn die Kerzen vor diesem Bild erzählen könnten, welche Sorgen die Beter hier der Gottesmutter anvertraut haben!“
Vermutlich seit dieser Zeit finden jährlich im September in der Festoktav rund um das Fest Mariä Geburt (08.09.) Pilgermessen und Andachten in der Kirche und auf dem kleinen, nördlich gelegenen Platz mit dem Außenaltar statt. Genutzt aber wird die Kapelle das ganze Jahr über zur privaten Andacht, wöchentlichen Messfeier und zu Hochzeitsmessen.
Bei der Lichterprozession im September, wird das Gandenbild auf dem Kreuzweg um den Dyckhof getragen. Auch die Sieben-Schmerzen-Stationen Mariens auf dem pappelgesäumten Weg im Norden werden in die feierlichen Prozessionen der Gemeindemitglieder einbezogen.
Neben der Pieta und den Motivfenstern der Kapelle ist besonders das Tryptichon „Lactatio des Heiligen Bernhard“ aus dem Jahre 1538 zu bewundern. Das auf Holz gemalte Kunstwerk stammt von einem Antwerpener Manieristen und ist wohl das wertvollste Objekt in der Kapelle. Es zeigt die Gottesmutter Maria und den vor ihr knienden heiligen Bernhard als Novizen. Rundherum sind Szenen aus dem Leben des Heiligen abgebildet.
Obwohl die Niederdonker Kapelle vor allem zu Ruhe, zur Einkehr und zum stillen Gebet einlädt, wirkt das kleine Gotteshaus sehr lebendig. Die bunten Motivfenster von Professor Wilhelm Geyer, der auch den Dom zu Aachen mit Prachtfenstern ausschmückte, lassen den Raum hell und einladend erscheinen und hüllen den Besucher in ein freundliches Licht. Auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner spürte, dass die Kapelle jeden willkommen heißt. Nach der Renovierung in den 90er Jahren eröffnete er das frisch polierte Haus mit den Worten: „Es ist schön, dass wir die gute Stube von Büderich heute wiedereröffnen können.“
Ein Video aus unserem Projekt „Warum steht DAS hier?“ – Kunstgeschichte trifft Religion gibt Ihnen einen Einblick bzw. neue Perspektiven in die Geschichte Niederdonker Kapelle.
Hier geht es zum Video.
eckdaten
Adresse:
Niederdonker Straße 99
40667 Meerbusch
Bauzeit:
vermutlich 15. Jahrhundert