Kirchen
Nachdem die alte Pfarrkirche 1891 bis auf den Turm abgebrannt war, gab es lange Diskussionen um den Standort der neuen Kirche. Zuletzt wurde entschieden, sie nicht, wie den Vorgängerbau, im alten Dorfkern zu errichten, sondern an einem für die abseits gelegeneren Ortschaften zentraleren Ort des Gemeindebezirks. Nur zwei Jahre nach der Zerstörung der alten Kirche wurde der Grundstein der neuen gelegt, im selben Jahr fand ihre Weihe statt.
Die Eingangshalle unter dem Turm liegt auf einer Achse mit Mittelschiff und Chor. Betritt der Besucher von hier die neugotische Kirche, wird sein Blick gleich beim Eintritt in den Chor gelenkt.
Die Kirche hat ein großzügiges Mittelschiff und zwei wesentlich schmalere Seitenschiffe, die durch schwarze Marmorsäulen vom Hauptschiff getrennt sind. Die Seitenschiffe münden an drei Seiten in Nischen, die zur Aufstellung des Taufbeckens, einer Marienfigur und des Tabernakels genutzt werden. Der Tabernakel stand bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil im Verbund mit dem Hochalter.
Was nur wenige Besucher wissen, ist, dass links des Altarraums, und über diesen begehbar, die Hildegundiskapelle liegt. Sie wurde in den 1980er Jahren in der ehemaligen Sakristei eingerichtet und dient der privaten Andacht und kleineren Messfeiern.
Die Kirche Heilig Geist gehört zu den ersten Kirchen, die direkt nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gebaut wurden. Arnold Boms und Rudolf Dahm konzipierten einen Raum, dessen Gestalt ganz aus dem Gedanken des sakramentalen Tuns der Gemeinde entwickelt ist und die Reformgedanken des Konzils konsequent in Architektur umsetzt. So sollte die Gemeinde stärker als zuvor an der Wortverkündigung und Eucharistie teilhaben. Die Wandlung erfolgte fortan nicht mehr von der Gemeinde abgewandt, sondern zu ihr hin. Folglich sollte auch die Versammlung um den Altartisch herum stärker ins Zentrum der Messfeier gerückt werden.
Der Grundriss der Heilig Geist-Kirche ergibt sich aus einem inneren und einem äußeren Kreuz. Im inneren Kreuz sind Altar- und Gemeindebereich T-förmig angelegt: Von drei Seiten kann sich die Gemeinde um den Altarbereich versammeln. An der vierten, hinter dem Altar liegenden Seite, sind der Priestersitz und der Tabernakel auf einer Linie platziert. Altar und Ambo stehen erhöht, wobei der Altar noch einmal um zwei Stufen herausgehoben ist. Die räumliche Nähe von Ambo und Altar soll verdeutlichen, dass die Gläubigen durch das Wort und das gemeinsame Mahl zu Gott geführt werden.
Um dem Bedürfnis der Gemeindemitglieder nach privater Andacht Raum zu geben, wurden innerhalb des Kirchenraums Binnenräume eingerichtet. Im äußeren Kreuz des Grundrisses wurden, links und rechts der frontal auf den Altar zulaufenden Bankreihen, halbhohe Mauern eingezogen und vor diesen eine Altar- und eine Andachtszone eingerichtet. Auch für die Taufe wurde, ebenfalls durch eine eingezogene Wand getrennt, schräg rechts hinter dem Altarbereich ein eigener Bereich eingerichtet. Boms und Dahm haben damit einen Kirchenraum geschaffen, der den Gedanken der gemeinschaftlichen Versammlung der Gläubigen um den Altar betont und gleichzeitig im selben Raum den weiteren Handlungsorten der Gemeinde Rechnung trägt.
Ein bescheidenes Plätzchen hat sich die Wallfahrts- und Gnadenkapelle „Maria in der Not“ ausgesucht. Viel zu selten verirrt sich jemand hierher und wird überrascht von der Idylle dieses wunderschönen Fleckchens im Ortsteil Niederdonk in Meerbusch-Büderich. Die jedoch, die den Weg hierher einmal gefunden haben, kehren gerne zurück. „Es gibt wohl keine Stunde am Tag, in der Sie die Kapelle leer vorfinden werden“, sagt Pastor Michael Berning. „Zu jeder Tageszeit finden sich hier Beter ein. In der Messe am Mittwochmorgen muss man früh kommen, um einen Platz zu ergattern.“
Mit der Renovierung folgt die Kapelle scheinbar einem Ritual. In der Vergangenheit wurde sie schon öfters wiederaufgebaut, umgebaut oder erweitert. Um ihre Entstehung ranken sich verschiedene Geschichten. Dem Volksmund nach war sie einst eine Einsiedlerklause. Eine andere Quelle datiert ihre Errichtung auf das Jahr 1542, wo sie der Besitzer des naheliegenden Dyckhofes erbaut haben soll. Urkundlich erwähnt ist sie ab dem 17. Jahrhundert als Kapelle zur „Schmerzhaften Mutter“, „Maria in der Not“ oder auch „Piepers Kapellchen“ – woher dieser letzte Name resultiert, ist bis heute ein Rätsel. Kein Rätsel jedoch ist, warum die Kapelle das eigentliche Herz von Büderich bildet, wie schon Kardinal Meisner ihr bescheinigte. Nicht nur verbindet sie die beiden Kirchen St. Mauritius und Heilig Geist miteinander, sie verbindet auch Einheimische mit Besuchern, Fremde mit Anwohnern. Dieser herzliche Charakter bietet jedem den Einstieg in einen Tag der Erholung, einem „Wellnesstag“ für die Seele.
Ziel vieler Pilger ist eine Pietá aus dem 19. Jahrhundert, eine Darstellung Mariens mit ihrem toten Sohn. Sie ersetzt eine ältere Figur, deren Herkunft und Verbleib unbekannt ist. Sie wurde 1677 in einer Urkunde des Generalvikars von Erzbischof Maximilian Heinrich als wundertätig bezeichnet. Wenig später rief Maximilian Heinrich zur Verehrung des Gnadenbildes zur Abwendung von Krieg und Krankheit auf. Der ehemalige Pfarrer Karl-Heinz Köchling schreibt über sie: „In der Kapelle befindet sich das Gnadenbild ‚Maria in der Not‘. Wenn die Kerzen vor diesem Bild erzählen könnten, welche Sorgen die Beter hier der Gottesmutter anvertraut haben!“
Vermutlich seit dieser Zeit finden jährlich im September in der Festoktav rund um das Fest Mariä Geburt (08.09.) Pilgermessen und Andachten in der Kirche und auf dem kleinen, nördlich gelegenen Platz mit dem Außenaltar statt. Genutzt aber wird die Kapelle das ganze Jahr über zur privaten Andacht, wöchentlichen Messfeier und zu Hochzeitsmessen.
Bei der Lichterprozession im September, wird das Gandenbild auf dem Kreuzweg um den Dyckhof getragen. Auch die Sieben-Schmerzen-Stationen Mariens auf dem pappelgesäumten Weg im Norden werden in die feierlichen Prozessionen der Gemeindemitglieder einbezogen.
Neben der Pieta und den Motivfenstern der Kapelle ist besonders das Tryptichon „Lactatio des Heiligen Bernhard“ aus dem Jahre 1538 zu bewundern. Das auf Holz gemalte Kunstwerk stammt von einem Antwerpener Manieristen und ist wohl das wertvollste Objekt in der Kapelle. Es zeigt die Gottesmutter Maria und den vor ihr knienden heiligen Bernhard als Novizen. Rundherum sind Szenen aus dem Leben des Heiligen abgebildet.
Obwohl die Niederdonker Kapelle vor allem zu Ruhe, zur Einkehr und zum stillen Gebet einlädt, wirkt das kleine Gotteshaus sehr lebendig. Die bunten Motivfenster von Professor Wilhelm Geyer, der auch den Dom zu Aachen mit Prachtfenstern ausschmückte, lassen den Raum hell und einladend erscheinen und hüllen den Besucher in ein freundliches Licht. Auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner spürte, dass die Kapelle jeden willkommen heißt. Nach der Renovierung in den 90er Jahren eröffnete er das frisch polierte Haus mit den Worten: „Es ist schön, dass wir die gute Stube von Büderich heute wiedereröffnen können.“